Indiano (Jürgen Grosse)

Auch INDIANO war im Zeitraum von 1984 bis zum Mauerfall und in die Wendezeit hinein als Mauermaler aktiv.

Ca. 1984 malte Indiano dieses Porträt im Bereich Waldemarstraße, Ecke Leuschnerdamm auf die Berliner Mauer. Das Porträt war Teil eines größeren Mauerbildes mit dem Titel „Mauerkunst = Lebenskunst“. Foto: © Ralf Gründer, 1984

„LEBEN“; auch der in Berlin lebende Philosoph Wilhelm Schmid entdeckte bei seinen Spaziergängen entlang der Mauer dieses Porträt und war dermassen beeindruckt, dass er eine Philosophie der Lebenskunst entwickelte.

Graffiti „WAS WIR WOLLEN GIBTS NICHT ZU KAUFEN“, „PUNK DE LUXE“ und „IM GHETTO 1984!“ Foto: © Ralf Gründer

Graffito und Tryptychon „Was wir wollen gibts nicht zu kaufen!“ (Der aus der DDR nach West-Berlin übergesiedelte Indiano (Jürgen Grosse) malte 1984 den Mauerdurchbruch mit Blick über den Todesstreifen nach Ostberlin. Mit dem Graffito „IM GHETTO 1984“, bei dem die „4“ als modifizierte Swastica geschrieben wurde, spielte Indiano auf den dystopischen Roman 1984 von George Orwell (alias Eric Arthur Blair) an. Ein unbekannter Akteur zensierte dieses Mural mit „Schwachsinn“ und „Mist“. Die über die Mauer hinweg schauenden Phantasiefguren stammen von Christophe Bouchet.

Der US-Künstler Richard Hambleton schuf 1984 zusammen mit Freunden am Bethaniendamm, Ecke Mariannenstraße seine berühmten Schattenfiguren. Foto: © Ralf Gründer (1984)

Indiano zensierte dieses Kunstwerk mit den Frauenporträts, die leicht verdeckt hinter den Figuren hervorschauten und dem Hambleton-Werk erst eine künstlerische Tiefe verlieh. Eine unbekannte Person zensierte das Kunstwerk mit dem Graffito „SEX“.

Das Mural KUNSTBERG!! befand sich auf der Berliner Mauerim Bereich der Waldemarstraße. Weitere Graffiti waren: „DIE WIRKLICHKEIT IST NICHT ZU BREMSEN“, „Beton Indianer“ und „MENE TEKEL UPHAR SIN 1984“. Foto: © Ralf Gründer (1984)
Mural „NUR STÄMME WERDEN ÜBERLEBEN“ an der Waldemarstraße. Das Foto zeigt ein Detail dieses großen Mauerbildes. Foto: © Ralf Gründer (1984)
Graffito „GHETTO DE LUXE“ von Indiano (Jürgen Grosse). Foto: © Ralf Gründer (1984)
Graffito „TIC TAC – ZU SPÄT“. Foto: © Ralf Gründer (1984)

Zum Mauerfall hin wurden Indianos Arbeiten an der Mauer immer plakativer. Wie in dem Bild TIC TAC – ZU SPÄT“, sprach Indiano immer häufiger die Umweltverschmutzung und die Rettung der Welt an.

Graffito „SAVE OUR PLANET“. Foto: © Ralf Gründer (1984)

INDIANO malte noch 1990 dieses Graffito und signierte es. Die Jahreszahl lässt es schon vermuten, dieser Schriftzug befindet sich auf der ‚östlichen‘ bzw. freundwärtigen Seite der Mauer. Damit gehört dieses Mural streng genommen nicht mehr zur Berliner Mauerkunst, die „grenzüberschreitend“ war. Auch war die Mauer zur Zeit der Bemalung kein militärisches Sperrgebiet mehr. Unabhängig davon nutzte Indiano die Gelegenheit, schnellstmöglich sehr viele Mauersegmente vor dem Abriß mit seinen Inhalten zu versehen. Vielleicht hegte der Künstler die Hoffnung, dass einige Segmente die Zersörung überleben und in Museen oder bei Sammlern überdauern könnten.

Auch an der Kunsaktion EAST SIDE Gallery nahm Indion teil und bemalte mehrere Segmente mit seinem Graffito „SAVE OUR EARTH“.

Literatur

Philosophie der Lebenskunst : eine Grundlegung / Wilhelm Schmid, 566 Seiten, Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2000
Weitere Info: „Verboten: Berliner Mauerkunst, eine Dokumentation von Ralf Gründer (ISBN 978-3-412-16106-4).