Illegal Graffiti und Art an der East und West Side Gallery
Hunderttausende Touristen und Kunstinteressierte besuchen jährlich die East Side Gallery. Aber im Gegensatz zur Berliner Mauer, die von oben bis unten und quer durch Berlin – von West-Berliner Seite aus – beschrieben, bekritzelt und bemalt werden konnte, weil es weder die Grenztruppen der DDR noch dessen Ministerium für Staatssicherheit, die allesamt die „Unverletzbarkeit der Grenze“ realisieren sollten, verhindern konnten, ist die East Side Gallery ein unter Denkmalschutz stehendes Gebilde eines fragmentierten Hinterlandmauerrestes, dessen ursprünglich temporär gedachte Bemalung, geht man davon aus, dass dieses Stück Mauer Ende 1990 abgerissen werden sollte, sich im Laufe der Zeit zu musealer Kunst mauserte, die für die kommenden Epochen geschützt, restauriert und verewigt werden sollen.
Für die Besucher ist diese epochale Kunst schwer nachvollziehbar, weder emotional, weil viele die East Side Gallery besuchen, um auch einen Strich, ein Kürzel oder einfach ein irgend etwas Gekritzeltes zu hinterlassen, und anderseits, weil museale Kunst weltweit seriöser zur Schau gestellt, als zwischen parkenden Autos mit Smogfahnen, Hütchen-Spielern und sonstigen Betrügern, die versuchen, den vielfach jugendlichen Besuchern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Enge des Bürgersteigs macht es zudem unmöglich, solch monumentale Werke, wie z. B Indianos „SAVE OUR EARTH“ aus zwei Meter Abstand zu betrachten. Wer sich aber auf den Mühlendamm wagt, muss damit rechnen, von einem Rad- oder Rollerfahrer, einem Raser oder einem LKW platt gerollt zu werden, weil der Mühlendamm eben nicht nur eine Tourimeile, sondern auch noch eine 6-spurige Hauptverbindung in den Osten darstellt.
Da die Mauer jahrelang unbeaufsichtigt und in den Abgasen des Verkehrs vor sich hin verrottete, hatten es die Graffiteure leicht, schnell ein kleines Zeichen zu hinterlassen. Eines der Schönsten war „Be Flower“, andere einfach nur menschlich, Handabdrücke in allen Farben, „Ich war hier“, Ich liebe Dich“ oder sonstiges. Um vieles des Illegalen zu entdecken, musste man sich Zeit nehmen, um auf den zumeist großflächig angelegten Mauerdekorationen die kleinen Tags zu entdecken, die sich häufig in der Struktur des Offiziellen versteckten. Dann konnte man Castro entdecken und vieles anderes. Viel später tauchten dann politisch-motivierte Tags zum Fluchtgeschehen auf: der Sportwagen (B – CE 402), mit dem ein junger Österreicher seine Verlobte über den Checkpoint Charlie nach Berlin rettete, der zertrümmerte LKW, in dem am 18. April 1962 Klaus Brüske gegen 01.00 starb, als die Grenzposten das Feuer eröffneten, nachdem der mit Sand beladene LKW den Schlagbaum durchbrochen hatte. Der Kraftfahrer Klaus Brüske wurde von drei Schüssen getroffen verstarb vermutlich schon im Führerhaus, während seine Mitflüchtlinge Lothar M. und Peter G. verletzt, aber überlebend im Westen ankamen. Erst 250 Meter auf West-Berliner Gebiet kam der LKW zum Stehen, als er gegen eine Hauswand krachte. Endlich nahm mal jemand konkret Bezug auf das damalige Geschehen, sodass Besucher Hinweise bekamen, denen sie mit einer Recherche folgen konnten.
Von besondere Bedeutung war für mich schon immer die West Side Gallery, mehr dazu gibt es hier: LINK