Peter Unsicker (Wall-StreetGallery)

Seit 1986 betreibt der Bildhauer Peter Unsicker seine Wall-StreetGallery in der Zimmerstraße 12, nur 5,75 Meter von der Mauer entfernt.

Wall-StreetGallery (Zimmerstr. 12, Kreuzberg) : Foto: BStU MfS-HA-I – 14780

Die Fassaden der zu Kreuzberg gehörenden Häuser befanden sich exakt auf der Sektorengrenze und damit musste Peter, jedesmal wenn er seine Ladengalerie durch die Galerietür verlies, illegal Ostberlin betreten. Ohne Grenzformalitäten „grenzüberschreitend“ Leben foderte es garadezu heraus, auch an diesem grauen Mostrum aktiv zu werden, welches durch seine lichte Höhe von 3,6 Meter jedes Licht aus der Galerie heraus hielt. Im Schatten der Mauer begann Unsicker mit seinen Kunstaktionen, die Mauer zu bearbeiten, zu transformieren und zu gestalten.

Die Masken an der Mauer. Quelle: BStU – MfS-HA-I 14780 – Bild 3

Über die Jahre hinweg wirkte Unsicker an der Mauer, ohne dass die Grenztruppen wirklich einschritten. Lediglich einmal betraten sie die kleine Treppe an der Galerietür und forderten Unsicker auf, unverzüglich den ordentlichen Zustand der Mauer wieder herzustellen. Von Unsicker höflich aufgefordert, doch hereinzukommen und mit ihm einen Tee zu trinken, wiesen die Uniformierten mit den Worten „Wir verlassen nicht das Territorium der DDR“ von sich und blieben auf der kleinen Treppe stehen. Letzlich begannen sie eine Untersuchung und ermittelten die Sichtbarkeit der Galerie von Ostberlin aus. Das Resultat war ernüchternd. Von Ostberlin aus konnte das Wirken des Künstlers nicht beobachtet werden. Mit anderen Worten: Die Öffentlichwirksamkeit war Null und damit verloren die östlichen Behörden ihr Interesse an den künstlerischen Aktivitäten.

Kunstperformance „Währungsgrenze“. Video: Peter Unsicker, Wall-StreetGallery (Berliner-Mauerarchiv)

Auch das Unsicker in der Aktion „“ die Mauer in Flammen versetzte, änderte nichts am Urteil der Stasi-Ermittler und ließen den Künstler gewähren.

Auch Unsicker plante, wie Dave Monty, eine offizielle Kunstaktion, aber nicht wie Monty, eine Malaktion, sondern eher einen historischen Vergleich mit Troja. Unsicker wollte die Mauer einen Spalt breit öffnen und ein trojanisches Pferd für einen gewissen Zeitraum in die Todeszone stellen. Aber seine Anfragen waren nicht erfolgreich.

Literatur

Die Arbeit am Verdorbenen – zwischendeutsche Harlekinade; eine Dokumentation angewandter Kunst. / von Peter Unsicker

Verboten: Berliner Mauerkunst – Eine Dokumentation von Ralf Gründer, Böhlau Verlag, ISBN 978-3-412-16106-4 [LINK]

Filme

The looking Glass. A film by Renee Zhan & Max Gillivray, Harvard, 2014 (https://youtu.be/OhfDABZhfC8)

 

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